Flugkalotten und ihr Flug


T. Munk

Im nachfolgenden Bericht schildere ich meine Erfahrung mit meinen HH. Flugkalotten und ihrem Flug. Somit treffen die Beobachtungen nur auf meine Kalotten zu. Es kann gut sein, dass andere HH. Kalotten anders fliegen. Ich züchte mit 5 Paaren die aus 3 verschiedenen Blutlinien stammen. Unter den 10 Kalotten sind 1,1 Blaue der Rest Schwarze und 0,2 haben eine Rundhaube. Nach meiner Beobachtung hat die Farbe und die Haube auf die Flugleistung nur ein geringer Einfluss. Im Jahr 2016 flog ich mit einem 10er Team, darunter hatte es 4 Täubinnen aus dem Jahr 13 somit sind sie 4 Saisons geflogen. Das Team bestand aus 9 Schwarzen die glattköpfig waren. Eine war rot mit Haube und diese leitete über Jahre immer das Landen ein. Da die Flugzeit für mich OK war, habe ich sie im Team gelassen. In der Flugsaison 2016 wurde die rote Täubinn vom Habicht geschlagen. In den nachfolgenden Trainings sind die Andern dann immer 10 - 20 Min. länger geflogen. Das war nur ein Einzelfall und ist nicht aussagekräftig, ob die Farbe einen Einfluss auf die Flugleistung hat. Bei der Selektion habe ich bis jetzt NUR auf die Flugleistung geachtet.

Das Wichtigste beim fliegen mit den Kalotten, ist ein tägliches Training. Dabei achte ich, dass sie die Mindestflugzeit einhalten und die Mindestflugzeit bestimme ich und nicht die Kalotten. Die Kalotten haben das Fliegen nicht erfunden. Wichtig ist, dass die Kalotten bei dieser Trainingsart nicht überfordert werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie einen andern Landeplatz suchen und dann hat man sie nicht mehr im Griff. Um das zu vermeiden, muss man die Kalotten beim Fliegen gut beobachten. Bei mir läuft das wie folgt ab: Ob sie das erste mal fliegen, oder nach der Winterpause ist fast dasselbe. Bei den ersten Flügen ist es wichtig, dass sie am richtigen Platz landen das ist das A u. O, Flugzeit ist vollkommen Nebensache. Nach dem 3-4 Flug erwarte ich von den Alttauben, dass sie mindestens 10 Min. und die Jungen 5 Min. fliegen. Die Mindestflugzeit ist nach oben offen. Dann wird alle 2-3Tage die Mindestflugzeit verlängert. Nach 2 Woche fliegen sie oft über die Mindestflugzeit hinaus. Bei einem gut eingeflogenen Team setze ich die Mindestflugzeit auf 35 - 45 Min. nie länger. Die Jungen sollten nach dem 10. - 12. Flugtraining die 30 Min. Flugmarke erreichen. Mit diesem System bin ich bis jetzt gut gefahren u. habe nur einmal eine Taube überfordert sie hat einen anderen Landeplatz gesucht. Zum grossen Glück sind ihr die Andern nicht gefolgt. Es gibt immer wieder Junge die mit der Mindestflugzeit nicht klar kommen, die nehme ich aus dem Team. Der Flugwille ist bei den Jungen ganz unterschiedlich, mir fällt immer wieder auf, dass die Jungen Täubinne bei den ersten Flügen fast immer einige Min. vor den Täuber landen. Man muss mit ihnen mehr Geduld haben, als mit den Täubern

Das Wetter ist ein sehr wichtiger Faktor. Wind und Nieselregen das ist Ihr Wetter, da wird auch am meisten gekippt und die Flugzeiten können dann locker 60 Min. bis 90 Min. liegen. Apropos Kippen, ich beobachte immer wieder, dass junge Kalotten viel mehr Kippen als Alte.


Viele Kipper, kurze Flugzeit.             Keine Kipper lange Flugzeit

Sonne und Windstille, ist nicht ihr Flugwetter. Sie haben oft beim Fliegen ihre Macken. Es gibt Tage da sind sie längere Zeit ausser Sichtweite, sie fliegen nicht so hoch sondern so weit weg (Alte wie Junge). Es gibt Tage da können sie den ganzen Flug nur rechts oder nur links herum fliegen. Diese Macken zeigen sie oft in der Sommerzeit. Sie fliegen meistens in der unteren Flughöhe, selten gehen sie in die mittlere Flughöhe, vorallem dann wenn der Habicht hinter ihnen her ist. Sie fliegen schnell und eng zusammen. Wenn die Temperatur nicht zu hoch ist, fliegen sie viele Schlaufen (Achterbahn) und Kippen immer wieder. Unter Kippen versteht man, wenn das ganze Team einige Meter "abstürzt" und dann gleich wieder auf die vorhergehende Höhe aufsteigt und das in grosser Geschwindigkeit.

In der Vergangenheit

Im 19. und anfangs 20. Jahrhundert war die Hamburger Flugkalotte in Hamburg und Umgebung eine sehr beliebte Flugtaubenrasse. Sie wurden in grossen Fluchten = Stich oder Schwarm von 20 bis 40 Kalotten geflogen. [ In Hamburg wurden sie früher nur "Klotten" genannt. Vor und nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Hamburg mehrere Schnellflugtaubenclub`s, dort wurde auf Distanz geflogen, wie bei den Brieftauben. Trainiert wurde auf 20 Km, die Distanz der Wettflüge waren 50 bis 120 km. Dabei kamen verschiedene Hamburger Rassen zum Einsatz. In den Anfangsjahren kamen auch die HH. Kalotten zum Einsatz. Aber nur blaue Kalotten, Andersfarbige hatten keinen nennenswerten Erfolg. Zu dieser Zeit gab es keine offizielle Wertungsordnung bezüglich das Fliegen am Haus. Sie wurden von den damaligen Züchter selektioniert, auf Schwenken, Kippen und Flugzeit. Quelle: Rolf Richter NL, Februar 2016. ]

Die Gegenwart

Aus den obenstehenden sehr interessanten Zeilen gehen einige Details hervor. Es waren nur einzelne HH. Kalotten die in der Lage waren mit den andern Schnellflugtauben ( Wiener und Kopenhagener ) mit zuhalten und nur Blaue. Das Problem der Kalotten ist, sie gehören zwar zu den Flugtauben, wie der Name schon sagt, sie sind aber in dieser Familie quasi "Einzelgänger". Sie gehören nicht den Hochfliegern oder Roller, Purzler etc. an. Erst im Jahr 2000 wurde die erste Wertungsordnung für die HH. Kalotten erstellt, von dem "Hamburger - Eimsbütteler RTZV 1888".

Sie besteht aus 4 Punkten. 1. Flugzeit / 2. Schwenken / 3. Kippen / 4. Nach 10 Min. sollten alle Tauben im Schlag sein. Die WO legt viel Wert auf das Kippen, pro Kipper gibt es 5 Punkte. Bei meinen Kalotten beobachte ich immer wieder, dass das Kippen nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Aus diesem Grunde habe ich mich an den HH. Flugkalotten Spezialist gewendet. Rolf Richter NL. in Hamburg aufgewachsen Jahrgang 1944. Er beschäftigt sich seit Kindesbeinen mit Hamburger Flugtauben. Meine Frage an Ihn ,,wie oft kippten die Kalotten in ihrer Blütezeit ?

Seine Antwort. "Zu Deiner Frage, das Kippen und Schwenken war nie eine Frage der Quantität des kippens der Kalotten sondern vielmehr abhängig von der ausselektierten Qualität des jeweiligen Zuchtstammes und dieses immer nur in Verbindung gesehen mit dem jeweiligen Wetterzustand während des Fluges der Kalotten. Ein Grundsätzliches ,,wie oft ,, lässt sich nicht beantworten, allerdings könnte man pauschal sagen, dass die Flugleistungen in früheren Jahren doch als besser zu bezeichnen waren.

Leider wurden sie nie über mehrere Jahrzehnte auf eine bestimmte Flugordnung selektioniert. Wie oben von Rolf Richter beschrieben wurde, wurden sie mal als Reiseflieger trainiert, dazu eigneten sie sich anscheinend nicht. Seit vielen Jahren wurde angeblich darauf geachtet, dass sie eng und schnell fliegen, dabei oft die Richtung ändern und Kippen. Sie wurden auch als Austellungstauben "ummodelliert". In den letzten Jahren kommen sie oft als Ammentauben zum Einsatz. Sehr viele Züchter halten sie einfach als eine angenehme und schöne Taube und lassen sie einfach bei Gelegenheit fliegen. Bei solcher Haltung gibt es halt keine richtig durchgezüchtete Flugtauben. Dann werden sie nach zwei verschiedenen WO bewertet. Wenn eine Tierrasse nach zwei verschiedenen Standarten bewertet wird, gibt das aus dieser Tierart nie etwas rechtes !! So ist das bei den HH. Flugkalotten auch. Der DHC richtet sie als Hochflugtaube, das ist sie aber nicht. Der "Hamburger - Eimsbütteler RTZV 1888" hat wie schon oben erwähnt ein Flugreglement speziell für die HH. Flugkalotten erstellt. Leider fliegt kaum jemand danach. So werden das nie gute durchgezüchtete Flugtauben geben. Dabei hätten sie so viele Eigenschaften die gut in die Heutige Zeit passen würden. Ihre Flugzeit ist nicht so lang, die Kalotte ist im Flug und Schlag eine attraktiv Taube, ihr Orientierungsvermögen ist hervorragend, sie sind besorgte Eltern, im Schlag ruhig und nicht zänkisch. Da ihr Flug schnell und wendig ist, ist sie nicht so eine leichte Beute für die Raubvögel.

Zur Zeit fehlen den Flugkalotten zwei Dinge. Erstens, eine engagierte Züchter-schaft. Zweitens, eine geeignete WO. Man kann im DHC mit ihnen starten. Da sie keine Hochflugtauben sind, machen sie kaum Hochflugpunkte, somit wird nur die Flugzeit gewertet, wie bei den Tippler. Die WO der ,,Hamburger-Eimsbütteler 88er" wurde erst im Jahr 2000 erstellt. In den letzten 17 Jahren wurde sie 4 mal geändert. So was ist kontraproduktiv. Leider bestimmt nur eine Person wie die Flugkalotten fliegen sollten. Seine Flugkalotten sind kaum einmal in der Luft. Es werden auch keine Anregungen akzeptiert. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass kaum jemand eine Flugabnahme macht. Das Beste für die Flugkalotten wäre, wenn ein Flugtauben - Club sich den Tauben annehmen würde und eine spezielle Flugwertung für die Flugkalotten erstellen könnte.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch

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